Als Führungskraft stehst du manchmal unter Druck – sei es durch äussere Erwartungen oder den inneren Anspruch, allem gerecht zu werden. Der innere Kritiker, diese negative innere Stimme, die dich ständig hinterfragt und kritisiert, kann dann besonders belastend sein. Vielleicht kennst du das Gefühl, dass dein Selbstwert von ständigen Selbstzweifeln beeinträchtigt wird. In diesem Artikel zeige ich dir, wie du den inneren Kritiker erkennst und ihm konstruktiv begegnest, um dein Selbstwertgefühl nachhaltig zu stärken und souveräner zu führen.
Inhaltsverzeichnis
Der innere Kritiker und sein Werk
Bei manchen Menschen taucht der innere Kritiker nur selten und in bestimmten Situationen auf. Andere hingegen werden von ihm fast ständig begleitet. Wenn dein innerer Kritiker am Werk ist, kann er sich beispielsweise so äussern:
- Stell dich nicht so an!
- Du gibst dir nicht genug Mühe!
- Das schaffst du nie!
- Dafür bist du viel zu alt, jung, unattraktiv, ängstlich, dumm…
Der innere Kritiker urteilt undifferenziert und führt dich in eine Denkfalle, in der du nur noch die negativen Aspekte wahrnimmst. Positive Seiten geraten in den Hintergrund. Diese verzerrte Sichtweise kann deine Stimmung dämpfen und zu starken negativen Gefühlen führen. Je mehr Raum der innere Kritiker einnimmt, desto mehr zweifelst du an deinen Fähigkeiten und Möglichkeiten.
Konstruktive versus destruktive Selbstkritik
Selbstkritik ist nicht per se negativ. Eine gesunde, kritische Selbstbetrachtung ist wichtig, um im Leben zu wachsen und voranzukommen. Doch wo liegt der Unterschied zwischen konstruktiver und destruktiver Selbstkritik? Konstruktiv ist Selbstkritik, wenn sie sich auf dein Verhalten konzentriert. Destruktiv wird sie, wenn sie deine Person als Ganzes in Frage stellt. Achte einmal auf die Wirkung dieser beiden Aussagen:
- “Ich habe mich in dieser Konfliktsituation mit meiner Arbeitskollegin nicht optimal verhalten.”
- “Ich bin einfach unfähig.”
Bei der ersten Aussage geht es um spezifisches Verhalten, das kontextspezifisch und veränderbar ist. Die zweite Aussage hingegen bezieht sich auf deine gesamte Person und lässt keine Veränderung zu. Dadurch wird die Situation als ausweglos empfunden.
Ursprung und Funktion des inneren Kritikers
Der innere Kritiker entsteht häufig in der Kindheit. Aus vielen Erfahrungen entwickelt sich eine Vorstellung davon, wie du bist und wie du sein „solltest“, um geliebt und akzeptiert zu werden. Oft entsteht dabei eine Lücke zwischen dem, was du bist, und dem, was du glaubst, sein zu müssen. Der innere Kritiker weist dich dann ständig darauf hin, was du noch besser machen solltest, um „gut genug“ zu sein. Er vergleicht dich vor allem mit höheren Standards und konzentriert sich auf deine Mängel, Fehler und Schwächen.
Auch wenn der innere Kritiker es gut mit dir meint – er möchte, dass du geschätzt wirst und ein gutes Leben führst – unterscheidet er nicht zwischen deinem Verhalten und den stabilen Merkmalen deiner Persönlichkeit. Ihn loszuwerden ist nicht möglich, da er Teil deiner Persönlichkeit ist. Es geht vielmehr darum, ihn zu bändigen, damit er nicht dein Erleben dominiert.
Umgang mit dem inneren Kritiker
1) Sich dem inneren Kritiker bewusstwerden
Mache dir – sofort oder jeden Abend – Notizen, wenn dir der innere Kritiker begegnet:
- Woran bemerkst du deinen inneren Kritiker?
- Wie kommuniziert er mit dir? Was sagt er?
- Welche Gefühle löst er in dir aus?
- In welchen Situationen meldet er sich?
2) Notizen reflektieren
Nimm dir nach ein paar Wochen Zeit für eine Reflexion:
- Welche Punkte tauchen immer wieder auf? In welchen Situationen? Bei welchen Themen? In Zusammenhang mit welchen Menschen?
- Was versucht der innere Kritiker zu verhindern?
- Ist etwas an den Kritikpunkten dran? Wenn ja, was? Sollte ich mich zukünftig anders verhalten? Wie?
- Wo übertreibt der innere Kritiker (unveränderbare Merkmale deiner Person: ich bin…)?
3) Den Kritiker stoppen
Wenn der innere Kritiker ungerechtfertigt auftaucht oder übertreibt, kannst du seinen Auftritt beim nächsten Mal durch ein lautes oder mentales „Stopp!“ beenden. Je nachdem, kannst du ihm dann beispielsweise auch entgegenhalten, dass du okay bist, so wie du bist, oder dass deine Reaktion in dieser Situation ganz normal ist.
Veränderung braucht Zeit
Die gute Nachricht: Der innere Kritiker kann durch innere Arbeit gebändigt werden und verliert so seine destruktive Macht. Die weniger gute Nachricht: Veränderungen brauchen Zeit. Doch wer würde nicht gerne ein positiveres Selbstwertgefühl haben?
Was brauchst du, um aktiv zu werden?
Wenn du bis hierhin gelesen hast, ist dieses Thema wahrscheinlich relevant für dich. Was brauchst du, um aktiv zu werden? Vielleicht blockierte Zeitfenster im Kalender? Regelmässige Reminder? Oder jemanden, der dich Schritt für Schritt begleitet und mit dir auf deine spezifische innere Dynamik eingeht? Genau das ist meine Aufgabe. Ich freue mich darauf, in einem ersten Gespräch von dir zu erfahren, wo du heute stehst und welche Ziele du mit der Arbeit am inneren Kritiker erreichen möchtest.
Anregung und Quelle
Tom Diesbrock (2014): Hermann! Vom klugen Umgang mit dem inneren Kritiker.
Über Sybille Imbach, Organisationspsychologin & Leadership Coach
Sybille Imbach unterstützt Führungskräfte und Teams mit grosser Hingabe dabei, ihre emotionale Intelligenz und Resilienz zu stärken. Mit langjähriger Erfahrung als Organisationspsychologin spezialisiert sie sich auf nachhaltige Strategien im Stressmanagement und in der Teamentwicklung, um persönliches Wohlbefinden, wirksames Führen und konstruktive Teamarbeit zu fördern. Ihre Expertise kombiniert Psychologie und Coaching auf einzigartige Weise, um gesunde und produktive Arbeitsumgebungen zu schaffen.
In ihren Coachingsessions bietet Sybille Imbach praktische Tools und massgeschneiderte Unterstützung, damit Führungskräfte komplexe Herausforderungen gelassen und souverän meistern.