Selbsttäuschung in der Führung: Die Wahl zwischen zwei Haltungen

Selbsttäuschung in der Führung: Wahl zwischen 2 Haltungen

In der heutigen Arbeitswelt, in der Zusammenarbeit und Vertrauen entscheidend sind, spielt das Thema Selbsttäuschung oft eine unsichtbare, aber grosse Rolle. Basierend auf dem Buch Leadership and Self-Deception des Arbinger Institute zeigt sich, wie Führungskräfte unbewusst in Verhaltensmuster verfallen, die die Zusammenarbeit und das Vertrauen im Team untergraben. Das Erkennen und Überwinden von Selbsttäuschung kann eine enorme Veränderung bewirken.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Selbsttäuschung?

Selbsttäuschung entsteht, wenn wir unser eigenes Verhalten rechtfertigen, anstatt es ehrlich zu hinterfragen. Häufig neigen wir dazu, uns in einen „Rechtfertigungs-Modus“ zu begeben, wenn wir Konflikte oder Spannungen erleben – und übersehen dabei, dass unser eigenes Verhalten der Auslöser sein könnte. Wenn du dich etwa für objektiv und gerecht hältst, aber unbewusst mit einer Haltung von Überlegenheit oder Misstrauen führst, könnte dies dazu führen, dass sich deine Teammitglieder entfremdet fühlen. Selbsttäuschung erschwert das Miteinander und schafft eine ungesunde Teamdynamik, weil du oft den eigenen Anteil übersiehst und die Verantwortung auf andere projizierst.

 

Inward Mindset und Outward Mindset

Das Arbinger Institute unterscheidet zwischen einem Inward Mindset und einem Outward Mindset. Führungskräfte mit einem Inward Mindset sehen andere oft unbewusst als Objekte – entweder als Hindernis, das im Weg steht oder als Mittel zum Zweck. Diese Haltung führt dazu, dass du deinen eigenen Beitrag zu einer schwierigen Situation ausblendest und stattdessen die Schuld allein bei anderen suchst. Solch ein Verhalten belastet Beziehungen und fördert Widerstand und Abwehrhaltung beim Gegenüber, weil die eigenen Interessen über die Beziehung gestellt werden.

Ein Outward Mindset dagegen bedeutet, dein Gegenüber als Menschen mit eigenen Hoffnungen, Bedürfnissen und Herausforderungen wahrzunehmen. Du bist offener für die Perspektiven deiner Teammitglieder, erkennst ihre Werte und ihren Beitrag an. Der Fokus liegt darauf, wie du durch dein Verhalten die Beziehung beeinflussen und positiv gestalten kannst. Mit einem Outward Mindset stärkst du die Verbindung und schaffst ein Klima, in dem Vertrauen und Zusammenarbeit gefördert werden.

 

Die „Better Than“ und „Worse Than“ Mentalität

Innerhalb eines Inward Mindsets vergleichen sich viele Menschen – bewusst oder unbewusst – mit anderen und fallen in die Denkweise, dass sie „besser als“ oder „schlechter als“ ihre Teammitglieder sind. Diese innere Haltung schafft eine ungesunde Dynamik. Wenn du dich als „besser als“ empfindest, kann dies dazu führen, dass du andere abwertest und den Eindruck von Überlegenheit vermittelst, was Vertrauen und Motivation im Team schwächt. Die „Worse Than“-Haltung hingegen führt oft zu Unsicherheit und Passivität. Beide Haltungen schaden der Teamkultur, weil sie den Fokus von gemeinsamer Wertschätzung und Zusammenarbeit ablenken.

 

Der Weg aus der Selbsttäuschung

Leadership and Self-Deception zeigt, dass der Schlüssel zur Überwindung dieser Blockaden darin liegt, sich bewusst zu werden, wie wir andere sehen. Die Lösung beginnt mit einem Perspektivwechsel: Statt zu rechtfertigen, warum andere unser Verhalten „verdient haben“, sollten wir unser Verhalten aus ihrer Sicht reflektieren. Hier einige Schritte, die helfen können, ein Inward Mindset zu verlassen:

  1. Selbstreflexion: Ein bewusstes Reflektieren, wie eigene Annahmen das Verhalten beeinflussen, ist entscheidend. Was für Emotionen und Einstellungen entstehen in verschiedenen Situationen? Ein Tagebuch kann dabei unterstützen, diese Emotionen zu analysieren und sie in zukünftigen Situationen besser zu erkennen.
  2. Empathie und Interesse: Indem du dich auf die Perspektive des Gegenübers einlässt, öffnest du deine Sichtweise. Fragen wie „Warum reagiert mein Gegenüber so?“ können deinen Horizont erweitern und zu mehr Empathie und Verständnis führen.
  3. Verantwortung übernehmen: Statt das Verhalten anderer zu interpretieren oder zu kritisieren, ist es wertvoll, auf die eigenen Reaktionen und Impulse zu achten. Fokussiere dich auf dein Verhalten und darauf, wie du selbst zur Teamdynamik beiträgst.

 

Positive Effekte für das Team

Dieser Perspektivwechsel kann die Teamdynamik und die gesamte Unternehmenskultur stärken. Führungskräfte, die ihre Selbsttäuschung überwinden und ein Outward Mindset entwickeln, schaffen eine Umgebung, in der Offenheit, Vertrauen und Transparenz gefördert werden. Teammitglieder fühlen sich wertgeschätzt und sicher, da ihre Perspektiven gehört werden und du als Führungskraft eine authentische Haltung zeigst. Dies kann zu gesteigerter Motivation und Produktivität führen.

 

Selbsttäuschung im Führungsalltag erkennen und vermeiden

Um langfristig ein Outward Mindset zu entwickeln, solltest du regelmässig daran arbeiten, Selbsttäuschung zu erkennen. Hilfreich sind:

  1. Feedback einholen: Regelmässiges Feedback von Teammitgliedern und Kollegen kann helfen, blinde Flecken zu entdecken und die eigenen Verhaltensmuster zu reflektieren.
  2. Selbstwahrnehmung entwickeln: Praktiken wie Achtsamkeit und regelmässige Selbstreflexion stärken das Bewusstsein für die eigenen Denk- und Verhaltensmuster.
  3. Verbindlichkeit und Selbstverpflichtung: Mach dir bewusst, dass dieser Prozess kein einmaliges Ereignis ist, sondern kontinuierliche Aufmerksamkeit erfordert.

 

Fazit: Ein Weg zu besserer Führung

Leadership and Self-Deception bietet Führungskräften wertvolle Einblicke, um ihre eigene Selbsttäuschung zu überwinden und empathischer und wirkungsvoller zu agieren. Indem wir unsere eigenen Annahmen und Reaktionen hinterfragen, öffnen wir uns für ehrliche, beziehungsorientierte Kommunikation und schaffen eine Kultur des Vertrauens und der Zusammenarbeit. Führungskräfte, die diesen Weg einschlagen, bieten ihrem Team nicht nur Orientierung, sondern auch eine wertvolle Basis, um Herausforderungen gemeinsam zu meistern und zu wachsen.

Das Buch fordert uns auf, das eigene Führungsverhalten kritisch zu reflektieren und die Wirkung auf das Team zu verstehen – ein essenzieller Schritt für Führungskräfte, die authentisch und mit positiven Einflüssen wirken möchten.

Falls du eine schwierige Führungssituation reflektieren möchtest oder mit deinem Team an einer Lösung arbeiten willst, freue ich mich, dich dabei zu unterstützen. Gemeinsam können wir effektive Ansätze entwickeln, um Verständnis und Vertrauen im Team zu fördern. Melde dich gern für ein unverbindliches Kennenlerngespräch.

 

Quelle

Leadership and Self-Deception. The Secret to Transforming Relationships & Unleashing Results. The Arbinger Institute.

Über Sybille Imbach, Organisationspsychologin & Leadership Coach

Sybille Imbach unterstützt Führungskräfte und Teams mit grosser Hingabe dabei, ihre emotionale Intelligenz und Resilienz zu stärken. Mit langjähriger Erfahrung als Organisationspsychologin spezialisiert sie sich auf nachhaltige Strategien im Stressmanagement und in der Teamentwicklung, um persönliches Wohlbefinden, wirksames Führen und konstruktive Teamarbeit zu fördern. Ihre Expertise kombiniert Psychologie und Coaching auf einzigartige Weise, um gesunde und produktive Arbeitsumgebungen zu schaffen.

In ihren Coachingsessions bietet Sybille Imbach praktische Tools und massgeschneiderte Unterstützung, damit Führungskräfte komplexe Herausforderungen gelassen und souverän meistern.

Sybille Imbach - Imbach Coaching & Consulting Zürich