In jedem Team kommt es hin und wieder zu ungeschickten oder sogar toxischen Verhaltensweisen, die die Zusammenarbeit erschweren und das Teamklima belasten können. Oft sind sich Teammitglieder nicht einmal bewusst, wie sich schädliche Verhaltensmuster einschleichen und die Beziehungen im Team vergiften. In diesem Artikel erfährst du, welche typischen toxischen Verhaltensweisen in Teams vorkommen und welche Strategien helfen, um ein konstruktiveres Miteinander zu fördern.
Inhaltsverzeichnis
Was ist toxisches Verhalten?
Toxisches Verhalten ist jede Form der Interaktion, die schädlich auf die Beziehung oder das Teamklima wirkt. Es vergiftet das Arbeitsumfeld, indem es Misstrauen, negative Emotionen und Konflikte verstärkt. Laut John Gottman, der sich in seinen Forschungen auf zwischenmenschliche Beziehungen konzentriert, gibt es vier besonders destruktive Verhaltensweisen, die er „die vier Reiter der Apokalypse“ nennt: Kritik, Verachtung, Verteidigung und Mauern. Diese Muster kommen nicht nur in Partnerschaften vor, sondern auch in Teams und sie können schwerwiegende Folgen haben.
Vier toxische Verhaltensweisen im Team
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Kritik: Angriff auf die Person statt auf das Verhalten
Im Arbeitsalltag kann Kritik schnell destruktiv werden, wenn sie sich nicht auf konkrete Handlungen bezieht, sondern die Persönlichkeit eines Teammitglieds angreift. Wenn du pauschal negative Urteile fällst oder die Fähigkeiten deines Gegenübers in Frage stellst, ohne auf ein bestimmtes Verhalten einzugehen, entsteht oft ein Gefühl der Bedrohung. Konstruktives Feedback hingegen beschreibt klar, welches Verhalten geändert werden sollte und bietet konkrete Verbesserungsvorschläge an.
Gegenmassnahme: Gib Feedback, das zukunftsgerichtet ist und darauf abzielt, etwas zu lernen. Schaffe einen vertrauensvollen Rahmen, benenne konkret, was du beobachtet hast, und formuliere einen Veränderungswunsch. Verzichte darauf, die Person als Ganzes zu bewerten oder über unveränderbare Eigenschaften zu urteilen.
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Verachtung: Überlegenheit und Respektlosigkeit
Verachtendes Verhalten kann im Team durch Sarkasmus, Zynismus, abfällige Bemerkungen oder nonverbale Gesten wie Augenrollen sichtbar werden. Es wirkt besonders destruktiv, weil es eine Haltung von Überlegenheit vermittelt und das Gefühl der Wertschätzung zerstört. Verachtung entsteht häufig aus ungelösten Konflikten oder einem Mangel an Respekt.
Gegenmassnahme: Begegne deinem Team mit Wertschätzung, auch wenn du anderer Meinung bist. Versuche, in jeder Person positive Eigenschaften zu finden und sprich sie aus. Wenn dir das schwerfällt und du eine starke Ablehnung spürst, könnte es hilfreich sein, externe Unterstützung in Form eines Coachings zu suchen, um die zugrunde liegenden Probleme zu klären und ein guter Umgang mit der entsprechenden Person zu finden.
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Verteidigung: Keine Verantwortung übernehmen
Verteidigung ist problematisch, wenn Teammitglieder keine Verantwortung für ihr eigenes Verhalten übernehmen wollen. Statt konstruktiv mit Kritik umzugehen, wird die Schuld auf andere geschoben oder die eigene Opferrolle betont. Dies erschwert eine offene Kommunikation und kann Konflikte weiter eskalieren.
Gegenmassnahme: Akzeptiere, dass es nicht „die eine Wahrheit“ gibt, und überlege, welches Körnchen Wahrheit in der Rückmeldung deines Gegenübers steckt. Übernimm Verantwortung für deinen Anteil und sei bereit, dich gegebenenfalls zu entschuldigen. So zeigst du, dass du offen für Wachstum bist und deinen Beitrag zur Lösung des Konflikts leisten willst.
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Mauern: Sich zurückziehen und abblocken
Mauern zeigt sich, wenn sich jemand aus dem Gespräch zurückzieht, den Kontakt vermeidet oder sich hinter der Ausrede „zu beschäftigt“ versteckt. In einem Team kann dies zu grossen Problemen führen, weil Themen nicht mehr angesprochen werden und ungelöste Konflikte weiter schwelen. Häufig entsteht Mauern als Reaktion auf verachtendes Verhalten oder in Umgebungen, in denen wenig psychologische Sicherheit vorhanden ist.
Gegenmassnahme: Lerne, deine Emotionen zu regulieren, um auch in stressigen Momenten offen für Gespräche zu bleiben. Wenn du merkst, dass du dich zurückziehst, nimm dir kurz Zeit, um dich zu beruhigen, und gehe dann aktiv auf dein Gegenüber zu. Sollte es ausserhalb des Teamsettings Situationen geben, in denen du den Kontakt bewusst abbrechen möchtest, kläre zumindest noch offene Themen, um einen konstruktiven Abschluss zu finden.
Warum tritt toxisches Verhalten auf?
Häufig sind es unerfüllte Bedürfnisse oder unreflektierte Themen, die zu toxischem Verhalten führen. Gefühle von Unsicherheit, Minderwertigkeit oder Überlegenheit können in destruktiven Kommunikationsmustern resultieren. Es ist hilfreich, sich selbst zu hinterfragen: Was steckt hinter meinem Verhalten? Welche Ängste oder Wünsche beeinflussen mein Handeln? Durch diese Reflexion kann oft eine Veränderung angestossen werden.
Gegenmittel für toxisches Verhalten im Team
Das Erkennen von toxischem Verhalten ist der erste Schritt, um eine Veränderung herbeizuführen. Wenn du in deinem Team destruktive Muster bemerkst, kannst du folgende Massnahmen ergreifen, um wieder in einen konstruktiven Modus zu kommen:
- Fördere positive Kommunikation: Setze bewusst auf unterstützende und wertschätzende Gespräche. Du kannst zum Beispiel regelmässige Teamreflexionen einführen, bei denen jeder seine positiven Erfahrungen teilt. Mehr zu diesem Thema findest du im Blogartikel „Positive Kommunikation und Teamleistung stärken“.
- Schaffe psychologische Sicherheit: Sorge dafür, dass sich alle Teammitglieder sicher fühlen, ihre Meinung zu äussern, ohne Angst vor negativen Konsequenzen zu haben. Mehr zu diesem Thema findest du im Blogartikel «Psychologische Sicherheit: Der wichtigste Erfolgsfaktor für Teams».
- Setze auf Teamcoaching: In einem professionellen Coaching können negative Kommunikationsmuster reflektiert und Alternativen erarbeitet werden. So entsteht ein Raum für Wachstum und Veränderung. Mehr zu diesem Thema findest du auf der Seite «Teamcoaching».
Fazit: Toxisches Verhalten erkennen und gegensteuern
Toxisches Verhalten im Team kann Beziehungen belasten und die Zusammenarbeit erschweren. Wenn du merkst, dass destruktive Muster vorherrschen, ist es wichtig, frühzeitig gegenzusteuern. Manchmal reicht bereits das Bewusstsein für diese Verhaltensweisen, um eine Veränderung einzuleiten. In anderen Fällen kann ein Teamcoaching helfen, die Kommunikation nachhaltig zu verbessern und positive Verhaltensmuster zu etablieren. Wenn du dein Team dabei unterstützen möchtest, toxische Verhaltensweisen zu überwinden, stehe ich dir gerne zur Seite. Vereinbare gerne ein unverbindliches Gespräch: Termin buchen.
Reflexionsfragen
- Welches toxische Verhalten tritt in deinem Team auf und welche Muster erkennst du bei dir selbst?
- Was könnte der Grund für dieses Verhalten sein?
- Wie kannst du dazu beitragen, das Teamklima positiv zu beeinflussen?
Quellen
- Gottman, John (2018). The seven principles for making marriage work. Hachette UK.
- The Gottman Institute: The Four Horseman
Über Sybille Imbach, Organisationspsychologin & Leadership Coach
Sybille Imbach unterstützt Führungskräfte und Teams mit grosser Hingabe dabei, ihre emotionale Intelligenz und Resilienz zu stärken. Mit langjähriger Erfahrung als Organisationspsychologin spezialisiert sie sich auf nachhaltige Strategien im Stressmanagement und in der Teamentwicklung, um persönliches Wohlbefinden, wirksames Führen und konstruktive Teamarbeit zu fördern. Ihre Expertise kombiniert Psychologie und Coaching auf einzigartige Weise, um gesunde und produktive Arbeitsumgebungen zu schaffen.
In ihren Coachingsessions bietet Sybille Imbach praktische Tools und massgeschneiderte Unterstützung, damit Führungskräfte komplexe Herausforderungen gelassen und souverän meistern.
